All about Telemedizin - Folge 12 - Stefan Spieren

Shownotes

00:00 - Einführung und Begrüßung

  • Jan stellt das Thema der Folge vor: „Ohne Arztpraxis, Utopie oder Zukunftsmodell?“

  • Vorstellung des Gastes Stefan Spieren, Arzt und Digital Health Enthusiast

01:00 - Überblick über Stefan Spierens Praxis

  • Stefan Spieren beschreibt seine Praxis und deren Transformation hin zu einem digitalen Modell

  • Einführung von digitalen Tools und Telemedizin in der Praxis

  • Veränderungen und Vorteile der Digitalisierung für Patienten und Praxisteam

04:00 - Praxisalltag und Telemedizin

  • Abschaffung des Telefons zugunsten von Voicebots und Online-Kommunikation

  • Einsatz von digitalen Anamnese-Tools und KI zur Entlastung des Praxisteams

08:00 - Struktur und Teamarbeit

  • Details zur Praxisgröße, Teamstruktur und täglichen Abläufen

  • Wichtige Faktoren für den erfolgreichen Einsatz von Digitalisierung in der Praxis

  • Rolle der Mitarbeiter und deren Einbindung in digitale Prozesse

13:00 - Patientenakzeptanz und Schulungen

  • Reaktionen der Patienten auf digitale Umstellungen

  • Durchführung von Digital-Trainings für Patienten zur besseren Akzeptanz und Nutzung der digitalen Angebote

17:00 - Einbindung von Angehörigen und weitere Vorteile

  • Nutzung der digitalen Tools durch Angehörige zur Unterstützung der Patienten

  • Diskussion über die Vorteile und Herausforderungen der digitalen Versorgung älterer Patienten

24:00 - Prozesse und Kosten

  • Notwendigkeit der Investition in Digitalisierung

  • Beispiele für Kosten und Nutzen digitaler Lösungen in der Praxis

  • Vergleich mit traditionellen Methoden und Argumente für die Digitalisierung

27:00 - Zukunftsmodell und Hybridversorgung

  • Entwicklung eines digitalen Facharzt- und Gesundheitszentrums

  • Konzept der hybriden Versorgung mit Telemedizin und persönlichen Arztbesuchen

  • Zielsetzung und Perspektiven für die Zukunft

31:00 - Herausforderungen und Lösungen

  • Herausforderungen bei der Umsetzung der digitalen Praxis

  • Notwendigkeit einer stabilen Internetverbindung und technische Anforderungen

  • Zusammenarbeit mit Kassenärztlichen Vereinigungen und anderen Institutionen

35:00 - Praktische Umsetzung und Ausblick

  • Praktische Schritte zur Einführung digitaler Lösungen in der Praxis

  • Potenziale und Perspektiven für die digitale Patientenversorgung

  • Wichtige Überlegungen und Planungen für die kommenden Jahre

45:00 - Schlusswort und Kontakt

  • Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

  • Ermutigung zur Offenheit gegenüber digitalen Innovationen im Gesundheitswesen

  • Möglichkeit zur Kontaktaufnahme und weiterem Austausch mit Stefan Spieren

Links und Ressourcen:

Weitere Informationen

Verpassen Sie nicht diese spannende Episode, in der wir die Zukunft der medizinischen Versorgung ohne traditionelle Arztpraxen erkunden und herausfinden, ob dies eine Utopie oder ein realistisches Zukunftsmodell ist!

Transkript anzeigen

Jan: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von All About Telemedizin, dem Podcast Und LinkedIn Live-Format rund um alle Themen, die Digital Health und natürlich Telemedizin betreffen. Das Thema unserer heutigen Ausgabe ist Ohne Arztpraxis, Utopie oder Zukunftsmodell? Und ich habe mir einen aus meiner Sicht wirklich hochinteressanten Gast und Gesprächspartner eingeladen. Jan: Herzlich willkommen, lieber Stefan Spieren. Stefan: Ja, hallo Jan, schön, dass ich da sein darf. Jan: Und, Stefan, in deinem LinkedIn-Profil steht, ich muss mal spicken, als Beschreibung Arzt, Digital Health Enthusiast und Pionier und aus meiner Sicht eine sehr, sehr zutreffende Beschreibung für das, was du bist und was du tust. Warum das so ist, darüber wollen wir in den nächsten 45 Minuten heute mit dir sprechen, wie immer in einem sehr interaktiven Format, also auch herzlich willkommen an alle, die zuschauen oder zuhören jetzt in ihrer Mittagspause und hier live bei LinkedIn dabei sind.

Jan Wenn ihr Fragen: habt, dann stellt die jederzeit gerne dann auch in die Kommentare und ja, Stefan, ich würde sagen, wir starten direkt mal rein und wir hatten es gerade schon im Vorgespräch, ich finde es super, super lustig, ja, also... Das sieht aus wie ein Stockfoto, das ist aber wirklich deine eigene Praxis, in der du gerade sitzt und vielleicht starten wir damit auch mal und du erzählst ein bisschen, ja, was machst du eigentlich, was ist sozusagen dein beruflicher Haupterwerb und womit verbringst du den lieben langen Tag? Stefan: Ja, ja, vielen Dank. Ja, es ist kein Stockfoto in der Tat. Meine ganze Praxis sieht genauso aus wie hier. Ich könnte jetzt auch mal die Türen öffnen und da hinten Wasser zapfen. Das ist alles live. Wir haben ein sehr cleanes Aussehen in der Praxis. Das war nicht immer so. Ich habe die Praxis vor zehn Jahren, vor über zehn Jahren von meinem Vater übernommen, hier auf dem Land.

Stefan Ich bin eigentlich mal Chirurg gewesen, bin jetzt Hausarzt und mir wurde relativ zügig klar, es verändert sich Versorgung, verändert sich natürlich hier auf dem Land und ich hatte das große Glück, dass mein Vater schon vor über 30 Jahren: mit Computern angefangen hatte und das Bewusstsein hier auch durchaus bei allen so ein bisschen in den Köpfen, in den Wänden, sage ich ganz oft, ist, dass es irgendwie dann in Richtung Digitalisierung, da hieß das Ganze ja noch, Fast gar nicht so, zumindest nicht im Volksmund war es so bekannt. Stefan: Ja, und dann haben wir uns überlegt, was können wir tun und haben dann erste Schritte dahin gemacht, dass die Praxis so clean wurde, wie sie jetzt ist Und haben dann überlegt, wie können wir Patientinnen und Patienten einen anderen Service bieten, der jetzt über Website abzurufen ist, der dann irgendwann über eine Videosprechstunde funktioniert, der halt über Webformulare funktioniert und dann kam ja die Fahrt so richtig weiter.

Stefan Kurz vor Corona und mit Corona, ja, und dann ging es quasi richtig los, so wie wir jetzt quasi sind. Ich habe das große Glück, dass die Kolleginnen und Kollegen, die mit mir arbeiten, auch die nicht ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei mir in der Praxis arbeiten, alle sehr, sehr offen für das Thema sind und die sind auch von ganz jung bis ganz alt, das hat also mit Altern gar nichts zu tun.: Stefan: Meine älteste Mitarbeiterin ist 74 Jahre alt, hat Bis zur Arbeit, die sie dann bei mir begonnen hat, bin ich digital gearbeitet und mache jetzt alles digital. Die beschäftigt natürlich nicht so viel damit wie ich, aber sie nutzt die ganzen Tools und hat natürlich da große Vorteile durch, jetzt als Ärztin. Stefan: Und meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt nicht ärztlich tätig sind, die werden natürlich auch maximal entlastet meinen Arbeiten. Großes Credo ist, bevor wir irgendwas doppelt tun oder dreifach tun, kann es eine Maschine tun und bevor wir das tun, was eine Maschine tun kann, trinken wir lieber Kaffee und deswegen haben wir immer gute Laune hier. Jan: Ja, also auf jeden Fall, du bringst das glaubhaft rüber und man merkt ja auch, du lebst das Thema und hast jetzt ganz viele Punkte angesprochen, auf die ich auch gerne mit dir nochmal ein bisschen tiefer eingehen wollen würde, vielleicht nochmal so ein bisschen um das Setup einzuordnen, also wo ist die Praxis, wie ist das Einsatzgebiet, wie groß ist euer Praxisteam, damit man das auch dann in einer weiteren Diskussion so ein bisschen auch ins

Stefan Ja, klar. Es ist ganz einfach. Wir: sind im Sauerland in Südwestfalen, sind in einem dreieinhalbtausend Einwohner Dorf, die klassische Landarztpraxis, arbeiten mit sechs Ärztinnen und Ärzten und haben fünf nichtärztliche Mitarbeiter, also fünf MFAs, die hier bei uns zusammenarbeiten. Ja, das klappt ganz gut und wir haben auch genug Zeit für uns und haben auch genug Zeit für die Patienten. Jan: Ja, und das ist ja ein spannender Punkt, weil ihr habt einen Weg beschritten als Praxis, den ja ganz viele Praxen gerade anfangen zu gehen oder noch vor sich haben. Und was wir mit dem Format ist, ja. Erreichen wollen hier, zu sagen, guck mal, es gibt sehr viele positive Beispiele, wo die Telemedizin schon in der Praxis etabliert ist, wo es auch darum geht, die Erfahrung auszutauschen, Mut zu machen und einfach ja auch darüber in den Austausch zu kommen, was die richtigen Wege sind.

Jan Es gibt nicht nur den einen Weg, ich glaube, jeder Praxisinhaber, jede Praxisinhaberin muss da auch für sich definieren, wie weit er da: gehen will. Du bist Das ist extrem weit gegangen, wie ich persönlich finde und will es noch weiter gehen. Das wird dann der zweite Teil des heutigen Gesprächs sein. Aber vielleicht mal sagen, wie ist das Setup heute? Jan: Also ein Fakt, der mich extrem verwundert hat, war auch in unserem Vorgespräch, du hast gesagt, wir haben komplett eigentlich das Telefon mehr oder weniger abgeschafft. Bei dir in der Praxis klingelt nicht mehr das Stefan: Nein, das ist auch schon lange so, also lange bevor es die jetzt bekannten und auch auf LinkedIn umtriebigen Kollegen der Voicebots-Fraktionen gibt, ich habe den Voicebot früher selber gebastelt. Der erste Antrag war so, dass Patientinnen und Patienten, die bei uns anriefen, dann schon gefragt wurden, was wollen sie, in Anführungsstrichen, dann musste der Patient sagen, was er möchte und das wurde dann live transkribiert und wir konnten es quasi live am Monitor einer Praxis sehen, was will der Patient.

Stefan Und dann wurde entsprechend entschieden, er geht auf die Schiene XYZ, das war früher noch manuell, mittlerweile geht es ja alles per etwas künstlicher Intelligenz, und das haben wir seit 2018 bereits, weil das: Telefon war da schon klar der größte Schmerzfaktor. Ich mache also regelmäßig Befragungen meiner Mitarbeiter, wir treffen uns ja auch logischerweise jeden Tag und sprechen ganz offen über Dinge, die uns wieder nerven vielleicht. Stefan: Das Telefon war immer schon nervig und deswegen musste das als erstes weg. Ich bin ja auf dem Land, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren vor fünf Jahren schon knapp und da ich selber immer gerne in den Krankenhäusern gearbeitet habe, wo es mir gefallen hat, habe ich da dann immer Strukturen so geschaffen, damit es mir besser gefällt und In der Praxis ist es noch einfacher, habe dann meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefragt, was machen wir? Stefan: Ja, Warteschleife hatten wir früher auch, Warteschleife hat den Nachteil, dass die Patienten halt lange drin warten und nichts passiert. Deswegen will ja niemand mehr eine Warteschleife haben und jetzt mit den neuen Lösungen, die es gibt, also wo du wirklich Intelligenz dahinter hast, ist das ja noch viel besser.

Stefan Und das Setting ist dann logischerweise, wenn du bei uns anrufst, dann ist es mal ein VoiceBot, der kann dir im Prinzip alle deine Wünsche schon mal erfüllen. Sprich Terminbuchung, die ist direkt in unseren Online-Terminkalender rein, das macht der VoiceBot automatisch, da muss also niemand mehr manuell: noch irgendeinen Termin dann einpflegen. Stefan: Wenn ein Patient einen Rückruf möchte, geht das auch automatisch, wenn ein Patient Rezeptbestellungen möchte, macht er das auch automatisch, das sind alles Dinge, die der VoiceBot schon macht. Das nächste Setting ist dann die digitale Anamnese, die auch schon zu Hause durch den Patienten vorbereitet wird. Stefan: Der Rest wird dann bei uns in der Praxis gemacht. Die digitale Anamnese, die wir nutzen, ist so intelligent, dass auch, ich sage mal, fäustig ausgedrückt niemand mehr mitdenken muss, welches Formular braucht denn jetzt der Patient? Kommt eine Frau in die Praxis, kriegt die andere Formulare als ein Mann. Stefan: Kommt ein gesetzlich versicherter Patient in die Praxis, bekommt der andere Formulare ein privat versicherter Patient. Kommt ein Patient, der jung ist, Ohne Vorerkrankung in die Praxis kriegt der andere Formulare als der, der alt ist und schon bekannte Vorerkrankungen hat und das muss nicht irgendeine Mitarbeiterin machen, indem sie irgendwelche Zettel irgendwo rausschiebt und dann den Patienten in so ein Klemmbrett steckt.

Stefan Nein, die Software weiß automatisch, dass der Patient kommt. Das ist eine Schnittstelle zum Online-Terminbuchungssystem. Und dann geht der patient: automatisch die formulare die für mich für diesen besuch wichtig sind vorgeschlagen das kann man immer noch modifizieren aber die mfa muss eigentlich nur sagen hier ist das ipad bitte guck dir das an so dass das weitere setting diese ganzen dinge landen logischerweise bei mir in meinem praxisverwaltungssystem schnittstellen ist logischerweise auch vorhanden dort sehe ich was er ausgefüllt hat ich muss auch nicht das pdf öffnen was ich ja rechtssicher nochmal abspeichern muss mit entsprechender unterschrift nein ich habe auch da Ich habe strukturierte Daten, getrennt nach Diagnose, getrennt nach Kontakten, getrennt nach Beschwerden, habe auch ausgewertete Fragebögen, die ich brauche. Stefan: Also das ist alles vollkommen so gemacht, dass ich sehe. Und wie geht es dann weiter? Ich sehe den Patienten in der Sprechstunde ganz normal, vielleicht aber schon eine Triagierung. Also sprich, ich habe auch schon eine Vortragierung, was hat der Patient für Vorerkrankungen oder hat er welche, hat er keine. Stefan: Das funktioniert alles vollkommen automatisch.

Jan: Auf Basis dieser Triagierung oder auch des Risikoassessments entscheidet ihr dann auch, brauche ich den Patienten wirklich vor Ort in der Praxis oder kann ich die beispielsweise auch im Rahmen einer Videosprechstunde Stefan: Das machen wir schon so, indem wir den Patienten vorher schon sagen, also wenn er einen Termin buchen will, jetzt beispielsweise jetzt klassischerweise Erkältungssaison, die jetzt gerade zum Glück fast hinter uns liegt, da wird ihm immer erst angeboten, bevor er den Termin live in der Praxis bucht, dass er doch bitte eine Videosprechstunde macht. Stefan: Dieses richtige Triagieren, dass wir wirklich eine KI davor schalten, die sagt, Krankheit X oder Y ist wahrscheinlich, das kommt jetzt erst in so einem neuen Modell. Das ist etwas, was wir halt vorsichtig ausprobieren, aber auch da wird es dann so sein, dass abhängig davon der Patient Fragen ausfüllt, nicht ausfüllt.

Stefan Man kann das natürlich umgehen, man kann immer direkt einen Termin in der Praxis buchen, das geht automatisch. Bei uns ausschließlich online. Also Terminbuchungen in der Praxis vermeiden wir. Die vermeide ich einfach, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maximal zu entlasten. Patienten, die beispielsweise hier: Labor abgenommen bekommen haben, eine Blutentnahme hatten, die erhalten mittags automatisch eine Mail. Stefan: Hallo, Sie waren heute morgen zur Blutentnahme da, buchen Sie sich jetzt über diesen Link Ihren Besprechungstermin. Und Das kanalisieren wir so ein bisschen. Du bekommst bei uns immer online schneller einen Termin, als wenn du offline buchst. Also sprich, wenn du hinter der Praxis stehst und möchtest einen Termin buchen, dann bekommst du den Termin eben nicht morgen, sondern den bekommst du erst etwas später. Stefan: Gehst du aber am gleichen Tag, also jetzt online und buchst den Termin, kriegst du den auch morgen. Das ist bewusst so gemacht, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort zu entlasten.

Jan Erstmal super spannend und das ist ja auch eine Reise bei euch gewesen. Das ist ein Transformationsprozess, sowohl für eure praxisinternen Abläufe gewesen, aber natürlich auch mit einem edukativen Aufwand auf der Patientenseite verbunden. Auf der Patientenseite kam auch gerade schon eine Frage dazu rein, das würde ich dann auch gleich mit einbinden, aber erst mal Frage in Richtung Praxisteam,: Praxisabläufe. Jan: Also was waren für euch sozusagen, was waren die Schlüsselfaktoren des Erfolgs, dass ihr das so erfolgreich umsetzen Stefan: Das ist eigentlich super einfach, kann jeder auch umsetzen. Sprecht das Team an und ich empfehle jedem Kollegen, setz dich bitte vorne an die Anmeldung, mach das mal eine Woche lang, dann weißt du, wo es am meisten wehtut. Das haben wir auch gemacht, das habe ich mit meiner Frau zusammen gemacht und wir haben das Team gefragt, was wollt ihr? Stefan: Also wir haben beispielsweise, vielleicht mal negativ beispielbewusst jetzt, eine Lösung eingesetzt. Die auch am Telefon entlasten sollte. Die war nicht eine Woche lang, Quasi live. Da kamen alle Mitarbeiter nacheinander zu mir ins Zimmer und haben gesagt, wenn wir das weiter benutzen, dann musst du dir irgendwie jemand anderen suchen.

Stefan So schlimm war es zwar nicht, aber die war einfach schlecht, schlecht umgesetzt. Und deswegen habe ich die auch nicht mehr genutzt. Also das Team muss mit funktionieren. Es muss immer einen geben, der sagt, wir wollen das, wir gehen in eine entsprechende Richtung. Das bin in dem Sinne... Anfangs ich immer gewesen, mittlerweile machen das die Mitarbeiterinnen: und Mitarbeiter selbst. Stefan: Die kommen zu mir und sagen, pass mal auf, das hier machen wir jetzt zum zehnten Mal quasi mit der Hand. Können wir das nicht irgendwie anders machen? Oder das Formular müssten wir auch noch irgendwie online kriegen? Oder kann der Patient, die Patientin das nicht zu Hause machen? Wenn man das tut und klar auch kommuniziert, dass man die entlastete Zeit, die wir haben, Auch dafür nutzt, dass wir einfach mal hier stehen und Kaffee trinken. Stefan: Oder dass wir sagen, so, jetzt haben wir mal einfach eine Stunde Zeit, um mit einem Patienten Dinge zu bereden, die man vielleicht einfach eben nicht machen würde, weil man einfach die Stunde Zeit nicht hat. Das könnt auch ihr, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dann klappt das. Natürlich hat das einen gewissen edukativen Effekt, gerade für die Patientinnen und Patienten.

Stefan Natürlich ist das, was ich gerade mit dem Termin sagte, nicht ganz so einfach, dem Patient in der Praxis zu erklären, wenn du jetzt den Termin buchst, Online kriegst du morgen oder übermorgen einen beim Chef oder bei irgendeinem Wunscharzt. Wenn ich dir den jetzt hier in der Praxis gebe, also ich als MFA die Arbeitskraft einsetze, dann kriegst du den erst in: drei bis vier Wochen. Stefan: Das führt jetzt nicht immer dazu, dass Patienten total zufrieden sind. Also muss man das so erklären, dass der Patient versteht, warum wir das tun. Wenn man das tut, dann akzeptieren die Patientinnen und Patienten das auch viel, viel schneller. Was wir sagen, Jan: Stefan, das ist doch die Quadratur des Kreises. Du brauchst eigentlich Zeit, sozusagen mit deinem Team, um sie zu überzeugen, da zu investieren, damit sie dann wieder mehr Zeit für den Patienten haben. Und ich glaube, da liegt ganz viel, also das ist ja kein Thema, was Arztpraxen exklusiv haben. Das ist ja ein Thema in allen Change-Prozessen, die wir gerade durch die Industrie haben, dass man da eigentlich an so einem Punkt steht, Und nicht schafft, den ersten oder vielleicht auch den zweiten Schritt zu gehen. Jan: Also gibt es da noch irgendwas konkret, auch in der Richtung, was du mitgeben

Stefan Ja, das ist auch ehrlich gesagt ganz einfach. Die Quadratur des Kreises kann man es nennen. Man kann aber auch sagen, die Zeit, die ich da ein- oder zweimal investiere, die hole ich: hintenrum wieder raus. Und deswegen machen wir mittlerweile Digital-Trainings. Nicht meine Idee übrigens, die Idee meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Stefan: Die haben ganz klar gesagt, Ich erkläre das dem Patienten jetzt. Ich nehme mir jetzt eine halbe Stunde Zeit, gehe mit dem Patienten in einen Raum, erkläre ihm, warum wir Dinge tun und wie er sie von zu Hause tun kann, rund um die Uhr übrigens, und warum er davon einen Vorteil hat. Und das machen wir alle vier Wochen, immer an einem Nachmittag, bekommen Patienten dann Termine, die vielleicht Schwierigkeiten haben oder die vielleicht sich auch beschweren.

Stefan Die laden wir also wirklich ein und sagen, pass mal auf, komm doch mal, nächste Woche Donnerstag, 16.30 Uhr und dann erklären wir dir von vorne bis hinten, warum wir Dinge tun. Das ist eine halbe Stunde, die quasi dann vielleicht unnütze Zeit ist aufs In mancher Ansicht, für uns eben nicht. Diese halbe Stunde ist so wertvoll, dass die Patienten, die das gemacht haben, danach uns so entlasten, dadurch, dass sie die digitalen Tools, die wir anbieten, alle nutzen, dass alle Mitarbeiterinnen sagen, ey, das ist das Beste, was wir je gemacht haben, in Anführungsstrichen: Digital-Trainings einzuführen. Stefan: Ja, wir setzen uns also nicht hin und sagen, nee, Dafür ist jetzt die KV, die KBV oder die Gematik zuständig? Nein, wir erklären das. Und wenn wir es erklären als die Experten im Gesundheitswesen und warum wir das tun, kommt es beim Patienten besser an, als wenn, keine Ahnung, ein Infoschreiben von der Krankenkasse irgendwo eintrifft. Jan: Ihr habt die Vertrauensbeziehung zum Patienten und insofern ein sehr starker Hebel und das Das greift auch so ein Stück weit jetzt schon ein bisschen die Frage auf, die Miriam gestellt hat. Die hat gefragt, wie haben denn die Patientinnen anfangs darauf reagiert? Und vielleicht auch nochmal der Klassiker, glaube ich, ist das ein Generationenthema, die Akzeptanz für einen voll digitalen Einstieg? Stefan: Also die meisten, die jetzt zuhören, sind ja eh online, ihr könnt ja mal zwischendurch googeln, das werden ja auch viele schon getan haben und dann guckt man sich unsere Google-Einträge an. Da wird man schon finden, dass auf Digitalisierung geschimpft wird. Natürlich wird da drauf geschimpft, ist ja auch so einfach.

Stefan Ja, weil worauf soll: man denn sonst schimpfen, wenn man nicht auf Digitalisierung schimpft, habe ich manchmal den Eindruck. Und diese Vorurteile, die Alten wollen das alle nicht oder die Alten können das nicht oder die haben die größten Probleme. Ich bin eine Hausarztpraxis. Ich habe Patientinnen und Patienten von zwei Jahren bis 102 Jahren. Stefan: Wir haben eine Gruppe von Patienten, die die meisten Schwierigkeiten haben. Das sind aber nicht die ganz Alten. Das sind die Patienten und Patienten, so sagen wir, Anfang 50 bis zum Ruhestand. Und ich habe mir immer die Frage gestellt, warum haben denn die so Probleme? Ich verstehe, warum die Probleme haben, weil, wenn ich mir vorstelle, ich habe noch fünf Jahre bis zum Ruhestand, dann möchte ich mich nicht mehr verändern großartig. Stefan: Veränderung ist eh immer schwierig. Und jetzt kriegen gerade diese Patientinnen und Patienten in ihrem Job schon gesagt, so, es ändert sich jetzt was. Wir haben jetzt irgendwas Neues, Digitales. Also... Das ist schon schwierig und jetzt fange ich als Arzt oder als Praxis auch noch an, Und sagen, wir müssen uns umstellen, dann ist doch ganz klar, dass da eine ablehnende Haltung entsteht.

Stefan Also muss man das erklären. Und die Alten, um direkt auf die Frage zu: antworten, also wir haben gerade von den Alten, also alt, sag ich mal über 75, die sind so begeistert davon, dass sie eben nicht... Anrufen müssen, in der Warteschleife hängen müssen, dass sie hier vorne in der Praxis stehen müssen und sagen müssen, ich würde gerne Bestellung aufgeben. Stefan: Die setzen sich zu Hause entspannt hin, bestellen das online, tippen das ein, machen die Bestellung vielleicht auch zweimal, weil sie irgendwas vergessen haben, aber die können das zu Hause mit all ihren Sachen, die stellen ihre Tabletten, ein Patient erklärt das mir immer, ja ich stelle meine Tabletten alle dahin und dann gehe ich nacheinander vor und schreibe die ab. Stefan: Das ist doch viel einfacher für den Patienten, als wenn er hier bei mir in der Praxis bestellen müsste.

Jan wie ist ja deine Erfahrung auch in der Einbindung von den Angehörigen? Also ich kann mir vorstellen, dass die... Ja, auch das irgendwie toll finden, dass sie aus dem heimischen Wohnzimmer ihre Angehörigen unterstützen können und eben nicht den: Besuch in der Praxis begleitend mit organisieren müssen. Stefan: Parade-Patientin ist eine Enkelin, die natürlich auch einen Ehemann hat und Omas und Kinder und alles. Die ist wirklich das Phänomen. Die betreut die komplette Familie von zu Hause aus Per Videosprechstunde. Ich mache mit dem Schwiegervater, mit der Oma, mit ihrem Ehemann, weil der einfach keinen Bock darauf hat, Videosprechstunde mit ihren Kindern.

Stefan Ja und ich frage sie, das war mir erst gar nicht so bewusst, also anfangs habe ich gedacht, ja schon wieder die gleiche Patientin in der Videosprechstunde, nee ich mache es heute für die Oma, morgen für das Kind und so weiter. Und die sagt mir ganz klar, ist doch super, ich muss meine 93 Jahre alte Oma Eben nicht ins auto stecken vor mit ihr zur toilette zu hause gehen wenn ich in die praxis kommen wir noch mal zur toilette gehen das hat sie mir genau so beschrieben es ist für mich doch viel einfacher natürlich muss sie sich die zeit nehmen aber die zeit die sich für die telebehandlung jetzt nimmt ist viel kürzer und viel unaufwendiger und das war mir anfangs nicht bewusst muss ich: ganz fair sagen und seitdem ich das weiß ist Dann transportieren wir das natürlich auch den Angehörigen. Stefan: Was man fairerweise auch feststellt, muss ich einfach ganz klar sagen, darüber transportieren wir ja viel mehr Verantwortung an die Angehörigen. Jan: ja. Stefan: Klammer auf, das ist nicht immer gewünscht, Klammer zu, weil es ist ja viel einfacher, wenn man sagt, ja, da muss sich der Arzt kümmern. Das ist ein Thema, das führt durchaus auch mal zu Unmut, auch mit Angehörigen. Stefan: Nur denen muss man einfach dann wirklich erklären, wo der Zuständigkeitsbereich ist. Also der Zuständigkeitsbereich für eine Rezeptbestellung liegt sicherlich nicht beim Arzt. Jan: Vielen Stefan: vieler Angehörigen, das geht halt eben auch nicht.

Stefan Und wenn man das bespricht und wir haben eine Art Vertrag dort für so Spezialpatienten, mit denen mache ich einen Vertrag, mit denen kläre ich also ab, wie wir das jetzt handhaben möchten. Und dann funktioniert das auch hervorragend.: Es gibt auch Patienten, denen gefällt das bei mir nicht. Muss man ganz klar sagen. Stefan: Die gehen und sagen natürlich dann alles digital, der hat keine Zeit mehr für mich. Das ist Quatsch. Digitalisierung ist nicht dafür da, um weniger Zeit mit Patienten zu verbringen, sondern ganz im Gegenteil. Durch Digitalisierung habe ich viel mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten. Kann also viel mehr Patienten behandeln, kann auch die Patienten, die viel Zeit benötigen, viel intensiver behandeln. Stefan: Das ist doch mein Ziel. Ich bin doch, wenn ich Medizin studiert, um Videosprechstunden in 5-Minuten-Rhythmus zu machen, um Gottes Willen. Das mache ich auch für Dinge, die wir schnell besprechen können. Aber ansonsten ein Patient, der mit mir mal eine Stunde quatschen möchte. Ich sage auch bewusst jetzt mal quatschen. Stefan: Ich bin ja Hausarzt geworden, weil ich klar Medizin machen möchte, aber ganz viel auf der menschlichen Ebene auch klären muss oder auch will. Das ist ja mein Wunsch. Das wäre ich das ja nicht. Und das geht halt nur, indem ich mal ganz entspannt hier an diesem Tisch genauso sitze, nur drehe mich nach da, da wäre der Live-Patient und mit dem dann über alles Mögliche reden kann.

Stefan Das kann ich aber: nur, Weil ich habe die Zeit durch Digitalbehandlung, durch einen Teil der Patienten, die ich halt digital behandle, sind durchaus 40, 50 Prozent, die das so in Anspruch nehmen und es werden auch noch deutlich mehr. Ich merke das täglich und dadurch habe ich die Zeit, die ich sonst brauche, halt viel besser eingesetzt. Jan: Ich finde es super interessant und da ist ganz viel dabei, wo wir ja da hinkommen müssen, dass wir das, ich sage mal, in ein skalierbares Modell überführen, ja, zu sagen, die Erfahrung, die du und auch andere Praxen jetzt schon gemacht haben in den letzten Jahren, wie kriegt man wirklich das im Sinne eines Best-Practice-Sharing, So zusammengebunden und im Sinne eines Handbuchs, SOPs, wie auch immer, zu sagen, hier, liebe andere Praxen, wir geben euch das an die Hand.

Jan Also wer kann das leisten, Stefan, oder wie kriegen wir das hin? Immer die, die vielleicht nicht so eine extrem ausgeprägte intrinsische Motivation haben wie du, denen was an die Hand zu geben und ihnen diese ersten Schritte und dann auch: vor allen Dingen, wenn die Herausforderungen dann kommen, ihnen was an die Hand zu geben. Jan: Hast du da eine Idee? Stefan: ich gehe noch einen Weg weiter. Ich gehe noch drei Schritte weiter. Mache ich immer so. Das Handbuch ist schön. Handbücher habe ich früher auch geschrieben und habe auch Praxen besucht, habe den Kolleginnen und Kollegen erklärt, was sie tun können. Das ist schwierig. Wir haben eine heterogene Softwarestruktur. Stefan: Das ist auch gut so. Ich bin gar nicht der große Freund von wir nehmen alle das Gleiche. Ich stelle mir das Ganze eigentlich als Software as a Service vor und jetzt sage ich mal, wer soll es denn machen, könnte ich jetzt die KV angucken, ich könnte aber auch sagen, das macht die KBV, also in Berlin Jan: Okay, ich kann mir irgendwann meine Produkte, wie ich es möchte, zusammen klicken. Ich muss es aber trotzdem ja noch in meine Prozesse integrieren.

Stefan Das ist natürlich der entscheidende Punkt, das kennen wir ja mittlerweile. Nehmen wir das E-Rezept als Beispiel, das ist halt mittlerweile anders. Ich war gestern auf einer Veranstaltung, da wurde mir gesagt, das ist doch gar nichts anderes mit dem E-Rezept. Ich sitze doch eben in meinem Zimmer und das: schreibe einfach und gut ist. Der Kollegin konnte ich leider nur sagen, liebe Kollegin, Sie haben halt irgendwie nicht aufgepasst. Der Prozess E-Rezept ist halt eben nicht nur unterschreiben oder Prozessrezeptverordnung ist nicht nur unterschreiben. Der Prozess ist auch Ausgabe des Papierrezeptes an die Patienten. Das belastet das Team. Stefan: Also der Prozess beim E-Rezept ist ja mittlerweile ganz anders. Niemand muss mehr irgendein Rezept ausgeben. Niemand kommt mehr nachmittags vorbei und holt sich ein Rezept ab. Dadurch sparen wir die Zeit. Und wenn wir dann Die Prozesse, egal welchen wir, Termin buchen etc. pp. so denken, wenn wir damit anfangen, dann brauchen wir erstmal gar keine Digitalisierung. Stefan: Dann müssen wir unsere Prozesse in den Praxen umdenken. Nur da tun wir uns ja als Ärzte und Ärzte leider wirklich oft schwer, weil wir wollen ja eine digitale Lösung haben, die 1a funktioniert ohne Probleme. Das kriegt ja noch niemals der große Hersteller mit den tollen Telefonen hin. Auch da gibt es schon mal Probleme.

Stefan Aber da müssen wir halt weg. Wir müssen. Wir sollten da hinkommen und sagen, wir können den Prozess und wir müssen erstmal den: Prozess verändern und können ihn durch Digitalisierung maximal so verschlanken und erleichtern, dass wir mehr Zeit haben. Und wer mal das verstanden hat, wenn man das selber als Ärztin oder Arzt nicht kann, sucht man sich eine Mitarbeiterin. Stefan: Da gibt es ja von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen mit Lippe die Digi-Managerin. Tolle Sache, kann ich nur empfehlen. Schicken Sie Ihre Mitarbeiterin dahin. Hat Vor- und Nachteile. Danach kann die komplett digital denken und hat tolle Ideen. Und nur die Ideen, die sie dann hat, die muss man auch umsetzen. Stefan: Und da kriegst du natürlich auch die Rückmeldung, meine MFA hat das und das bei dir in der Praxis gesehen. Ich habe viele MFAs, die hier mal hospitieren und gucken. Und dann ruft mich der Kollege an und sagt, jetzt hat die das bei dir gesehen, das, das, das, das und das. Womit fange ich an? Ich sage immer, fangen wir mit dem Voiceboard und fangen mit der Online-Terminbuchung an und dann machst du die Videosprechstunde.

Stefan So ist meine Vorgehensweise grob. So, und dann kommt die erste Frage, was kostet das denn? Da sind wir nämlich genau bei dem Thema, was das Schwierige ist. Ja, ich sage immer, grob kostet alles so, schätze mal so pro Arzt, 100, 150 Euro pro Monat. Das ist so eine grobe: Schätzung, geht auch ein bisschen anders. Stefan: Und dann schreien die Kollegen immer schon, um Gottes Willen, so viel Geld. Ja, da hört es dann auch wiederum auf, wenn ich überlege, was ich die letzten zehn Jahre hier investiert habe in der Praxis. Wenn jetzt jemand sagt, ich möchte jetzt so arbeiten wie der Spieren oder nur halb so wie der Spieren, ja gut, dafür kann man sich auch ein schönes Auto kaufen und zwar ein ganz schönes und ein ganz teures. Stefan: Aber das ist ja nicht mein Ziel. Mein Ziel ist ja Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Praxis, logischerweise auch Entlastung meiner Person und meiner ärztlichen Kollegen. Aber auch Bequemlichkeit für Patientinnen und Patienten. Patient Journey, das ist ein Thema. Und dann geht es uns doch allen besser. Stefan: So muss man denken. Wenn man so nicht denken will, wenn man also sagt, ich möchte nicht investieren, wenn man also sagt, mir ist auch nicht egal, wie die Reise des Patienten ist, wenn man auch sagt, die Mitarbeiter werden Ja.

Stefan von mir bezahlt und deswegen müssen sie auch arbeiten. Wenn man so denkt, leider wird noch so gedacht, dann kann man nicht auf die Digitalisierung schimpfen, weil die ist: nicht das Problem in dem ganzen Thema. Jan: Und es wird ja zunehmend auch mal ein Employer-Branding-Faktor werden, also sowohl, wenn es um ärztliches als auch nicht ärztliches Personal dann geht, ja, für welchen Arbeitgeber entscheide ich mich dann vielleicht in den nächsten fünf oder zehn Jahren, wie möchte ich arbeiten, wie ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, kann ich mich persönlich auch weiterentwickeln, also das sind ja auch alles Fragestellungen, die ja Mehr und mehr auch die medizinische Versorgung erreichen durch die neuen Möglichkeiten, die es da gibt. Jan: Also Homeoffice war ja bis vor kurzem noch undenkbar für ganz viele medizinische Berufe und sind auf einmal ja wirklich echte, werden echte Lebensrealität. Und ich denke auch als Arbeitgeber bedarf es da auch entsprechender Antworten, um einfach auch sich in diesem Wettbewerb um die Talente dann zukünftig behaupten zu können.

Stefan Also ich bin fast froh, ich darf das gar nicht so sagen, ich bin fast froh, dass wir gerade diesen Arbeitnehmermarkt haben, sonst wäre es für die Digitalisierung noch schwieriger. Die Argumente, die ich immer so an den Kopf: geworfen bekomme, mit meiner vielleicht auch etwas extremen Art, die ich dann Habe oder wie ich jetzt vorgehe, ist, ja, das ist ja ethisch schwierig und du kümmerst dich nicht um die Patienten. Stefan: So was kommt immer wieder. Das kriege ich immer wieder, wenn einer keine Argumente gegen das Ganze findet, wie ich es erkläre, dann kommt immer, ja, aber und ich möchte doch. Ich kann nur sagen, bei uns bewirbt sich jede Woche ein MFA und ich glaube, das sagt schon alles darüber hinaus, was du gerade mit Employer Branding sagtest. Stefan: Ich habe kein Personalproblem, das muss man ganz klar sagen, weil wir die Arbeitsbedingungen so schaffen, wie ich selbst auch arbeiten möchte. Ich möchte doch auch nicht als MFA oder als Assistenzarzt irgendwo arbeiten und noch mit Papier umgehen und den Papierzettel zum 30. Mal ausfüllen. Also das ist nicht meine Art, wie ich arbeiten möchte.

Stefan Deswegen... Einerseits ist es natürlich blöd mit dem Problem auf dem Arbeitsmarkt, andererseits ist das etwas, was Digitalisierung gerade für viele etwas greifbarer macht und ich glaube, da muss man immer wieder darauf: hinweisen, stellt eure Prozesse um. Versucht, digital zu arbeiten. Die meisten Praxen arbeiten ja schon sehr digital, aber haben die Potenziale noch nicht ausgereizt. Stefan: Und ich glaube, da sind dann so Sessions, wie wir sie jetzt gerade machen, ganz wichtig, dass man einfach sich so ein paar Anstöße holt. Was kann ich noch tun? In welche Richtung kann das noch gehen? Es muss nicht jeder alles das tun, was wir vorhaben, was wir jetzt in Zukunft auch noch vorhaben, um Gottes Willen. Stefan: Ich weiß auch gar nicht, ob das alles klappt, was ich jetzt mir so gerade überlege. Aber wenn ich mir überlege, Laborbefundbesprechung, Die geht immer gleich. Der Patient fragt, was habe ich? Ja, du hast das und das. Ich vergleiche das mit den alten Werten. Dann ist noch irgendein Wert vielleicht auffällig oder vielleicht ist er auch nicht auffällig. Stefan: Der Patient dachte, er wäre auffällig. Dann sage ich zu dem Wert noch zwei, drei Sätze. Dann sind wir eigentlich fast durch. Warum soll das denn nicht durch eine Maschine, ich sag bewusst jetzt mal, Maschine funktionieren, also durch einen Avatar? Warum kann das nicht ein Avatar machen, den man auch dann noch fragen kann, Ja, und was ist mit meinem Hb-Wert?

Stefan Ist der auffällig? Dann sagt der Avatar,: Weil er es gelernt hat vorher, nein, der ist im Referenzbereich, machen sich keine Sorgen. Bei ihren Vorerkrankungen, die kennt der Avatar ja auch, ist das super, das funktioniert auch. Da müssen wir hinkommen. Es muss nicht etwas für alle Patienten, um Gottes Willen, aber Für den, der seine Standardbesprechung für Laborwerte wegen seiner Fettwerte oder Zuckerwerte hat, ist das etwas. Stefan: Weil er kommt ja sonst auch immer nur in Anführungsstrichen zu mir, um das zu besprechen, grob gesagt. Für jemanden, der jetzt schwer erkrankt ist oder zum ersten Mal Erkrankungen hat, ist der Avatar nichts. Und wir haben halt beide Sorten von Patientinnen und Patienten. Und wenn wir 50 Prozent der Patienten quasi durch Telemedizin behandeln, Habe ich ja quasi 100% Zeit für die anderen 50% Patienten. Stefan: Und das ist das, wo wir hin wollen. Die Patienten sind übrigens nicht das Problem. Ich sag's nochmal kurz offen.

Jan und auch ein bisschen Überleitung, vielleicht auch auf das Zukunftsthema, also das ist ja auch der Titel der heutigen Session, ohne Arztpraxis, also was ihr erlebt, ist ja am: Ende, ihr könnt die hausärztliche Versorgung bei euch in der Region sehr gut sicherstellen, aber ... Wenn dann doch mal die Fachärztinnen ins Spiel kommen müssen, dann wird das schwierig. Jan: Da habt ihr euch ein neuartiges Konzept überlegt, seid auch da ja schon einige Schritte gegangen. Vielleicht kannst du dafür jetzt nicht zu viel vorwegnehmen. Vielleicht kannst du es mit eigenen Worten mal beschreiben, was da die Zielsetzung ist, jetzt auch in dieser Pilotphase und wo das Ganze auch perspektivisch sich hin entwickeln kann. Stefan: Also Zielsetzung ist eigentlich, die Spitzenmedizin, um es mal ganz platt zu formulieren, auch für jeden, der hier auf dem Land ist, nah hier hinzuholen. Dass ich also eben nicht quasi nach Hamburg fahren muss oder nicht nach Köln fahren muss, um dort die Meinung eines Spitzenmediziners vielleicht nur an Einschätzung zuzulegen.

Stefan Bei bestimmten Laborwerten, bei einer bestimmten Erkrankung, wo schon Voruntersuchungen erfolgt sind, irgendwo einholen zu: müssen. Deswegen haben wir uns überlegt, wie kommt man an Gebietsärzte, an Fachärzte, wie kommt man an andere Kollegen ran? Vielleicht brauche ich den Kollegen ja auch nicht jeden Tag, vielleicht brauche ich ihn auch nur zweimal im Monat, weil so häufig ist ja zum Glück so seltene Sachen nicht. Stefan: Und da war dann schnell die Idee geboren, ja, den kann ich ja im Prinzip irgendwie online zuschalten. Und konkret war das immer so, und so sind wir eigentlich auf die Idee gekommen, ein ganz lieber Kollege von mir ist Neuroschirurg und Patient mit Rückenschmerzen, mit sensiblen Ausfällen an Beinen, wo dann der Bandscheibenvorfall im Raume steht. Stefan: Ja, was machen wir mit dem? Haben wir natürlich ein MRT gemacht vom Rücken und wussten dann, okay, der hat einen Bandscheibenvorfall, jetzt war aber nicht ganz klar, wie stark ist denn der Bandscheibenvorfall. Und dann sind viele Patienten zu dem hingefahren und wieder nach Hause, also wieder zu mir gekommen, dann hat der gar nichts gemacht.

Stefan Ja natürlich hat er nichts gemacht, weil zum Glück musst du nicht operiert werden und dann haben wir das irgendwann auf einem Weg gemacht, den ich vielleicht gar nicht so laut sagen darf, also auf einem kurzen Dienstweg, dass ich den Patienten eben nicht: mehr hingeschickt habe, sondern habe gesagt, hier sind die Bilder, hier ist der Befund, das ist das klinische Untersuchungsbild und gegebenenfalls habe ich auch noch ein Video gemacht, wie der Patient sich bewegt hat, habe ihm das alles geschickt und er hat mir quasi eine Viertelstunde später zurückgeschrieben, Krankenkommunikation operiere ich nicht. Stefan: Und dann habe ich irgendwann gesagt, lass uns mal überlegen, das macht ja nicht nur für die Neurochirurgie Sinn. Und so sind wir dann zu unserem digitalen Facharzt- und Gesundheitszentrum gekommen, dass wir gesagt haben, wir bauen eine Praxis, eine Praxis meiner Praxis, wo Patientinnen und Patienten arbeiten. Stefan: Hausarzt sehen können, aber auch Fachärzte sehen können. Wir machen die Voruntersuchungen, die Patienten schreiben sich teilweise vielleicht sogar selber EKGs, da sind wir gerade dran an einem Projekt, und alles, was der Patient selbst machen kann, macht er in der Praxis mit Unterstützung, es gibt dort Menschen in der Praxis, ja, es gibt auch einen Avatar in der Praxis, das ist unser Begrüßungsavatar.

Stefan Die Patientenströme so ein bisschen leitet. Es gibt dort übrigens auch einen Arzt in der Praxis, aber der ist eigentlich für die Patienten nicht zu sehen. Der: ist dafür da, falls Komplikationen auftreten. Dieser Arzt, der in der Praxis ist, macht Videosprechstunden. So, und jetzt kannst du dir deinen Termin bei dem Endokinologen buchen, weil du Probleme mit der Schilddrüse hast oder irgendwelche anderen Schwierigkeiten oder beim Rheumatologen. Stefan: Die Untersuchung erfolgt anhand von standardisierter Fragebögen oder auch gegebenenfalls durch Klinik. Parameter, die von dem Fachgebiet vorgegeben sind, was wir brauchen, beim Neurochirurgen brauchen wir halt ein MRT, was wir dann veranlassen würden. Und dann kommt der Patient halt in den Genuss, dass er den Kollegen dort vor Ort sieht. Stefan: Gegebenenfalls werden dann noch Untersuchungen durchgeführt, deswegen ist das Konzept auch in einem Raum, ist auch als Praxis gedacht und nicht als wir machen alles zu Hause. Könnte man ja jetzt sagen, warum machst du das nicht alles zu Hause? Nee, weil in der Regel die Fachgebietskollegen noch irgendwelche Spezialuntersuchungen benötigen, die wir dann dort durchführen könnten.

Stefan Und so holen wir halt die Kollegen aus den Fachgebieten nach Olpe, dort wird die Praxis eröffnet und haben die Möglichkeit, Spitzenmedizin: überall herzunehmen. Vor Ort den Patienten zu bieten und das quasi ganz ohne Arzt. Wie gesagt, der Arzt ist vor Ort, das ist eine Praxis, die auch von der Kassenärztlichen Vereinigung mit unterstützt wird und auch kooperiert und auch zugelassen ist. Stefan: Das ist also nichts, was jetzt irgendwie so nebenbei an der Versorgung läuft, weil das ist mein großes Ziel. Alles, was wir so digital machen, auch wenn es neue Versorgungsformen, neue Versorgungswege sind, Sollen natürlich so laufen, dass jeder Patient Zugang kriegt. Also sprich auch der Patient, der so wie ich auch kassenversichert ist. Stefan: Und das ist das Konzept an der ganzen Sache. Hausarztmedizin erfolgt dort natürlich auch. Aber ich denke, wenn wir das machen, Weiß ich noch nicht, ob wir das 10 Jahre machen, ob wir das die nächsten 100 Jahre machen. Man könnte ja auch sagen, irgendwann macht man alles zu Hause. Aber ich habe ja mit Vielen Patientinnen und Patienten gesprochen.

Stefan Videosprechstunde ist etwas, was gut funktioniert, was auch viele Patientinnen und Patienten nutzen, wie vorhin gesagt. Aber... Viele Patienten sagen wiederum auch,: ich möchte schon irgendwie so in so eine Praxis gehen. Ich möchte schon irgendwie so den Geruch von Desinfektionsmitteln, so stelle ich mir das vor, oder diesen typischen Geruch von hier ist jetzt Praxis haben, weil ich fühle mich da anders. Stefan: Da kann ich vielleicht anders über meine Beschwerden reden oder da habe ich mal in meiner Videokabine den Arzt für mich alleine, weil zu Hause ist vielleicht der Partner, Der eigentlich nicht mithören soll, aber den man ja auch nicht wegschicken kann, so nach dem Motto. Wir sind verheiratet, du sollst von meinem Problem nichts wissen. Stefan: Das gibt Ja, wieder nur Knies. Und das war der Gedanke, dass wir sowas halt in der Form anbieten. Jan: also insofern, glaube ich, ist ja auch hier ganz klar hybride Versorgung auch wieder im Vordergrund, aber halt am Ende auch mit anderen Zugangspunkten in die Versorgung. Also, weil das ist ja ein Thema, über das müssen wir ja auch reden. Wir haben aufgrund der demografischen Entwicklung Werden wir immer weniger Praxen ja in der Fläche verfügbar haben.

Jan Das heißt, wir brauchen neue Zugangswege auch dorthin. Und ich kann mir das dann so: vorstellen, ich komme rein als Patient. Ich habe vorher den Termin online gebucht, werde durch den Avatar begrüßt, personalisiert und der weist mir dann quasi meine Telemedizinkabine zu und da setze ich mich dann rein und dann habe ich so eine Art Self-Service-Terminal und werde dann da durchgeleitet. Stefan: Ist im Prinzip, ja, genau so ist ja die Vorstellung, die man heute hat von den Self-Service-Terminals. Wir sind davon weggegangen. Wir haben auch keine automatisierte Anmeldung. Das ist ja so in aller Munde gerade, wir brauchen Self-Check-In-Terminals. Ich finde es fürchterlich, wenn ich ehrlich bin. Wobei ich das auch erst gelernt habe. Stefan: Habe ich auch durch ein Hotelkonzept übrigens gelernt. Dieses Self-Check in Hotels gibt es, aber wir haben ganz klar gesagt, der Avatar begrüßt dich, der Avatar weiß auch, ob der Mensch, der da ist, also die MFA, die da arbeitet, gerade Zeit hat, sonst würde der Avatar sagen, sie kriegen ein paar Informationen von mir.

Stefan Du siehst dann immer einen Menschen, der dir dann wiederum dein für dich individuelles Pad gibt. Also du kriegst ein iPad in die Hand. Das kennt dich. Das kennt dich. Das kennt deine Vorerkrankungen. Das weiß, warum du kommst. Und das stellt dir dann noch gezielte Fragen. Und mit dem: iPad steuerst du die Abläufe in der Praxis. Stefan: Du kannst dann, also das iPad sagt dir beispielsweise, gehen Sie in den Raum 5, da geht gleich die Sprechstunde los. Oder gehen Sie in den Raum 2, da wird Blut abgenommen. Oder gehen Sie in den Raum 1, schreiben sich dort einen EKG. Und das iPad führt sich da durch. Das ist ein Ist vom Konzept her so gedacht, dass der Patient die ganze Zeit sein iPad dabei hat und auch quasi als Begleiter dabei hat. Stefan: Damit öffnet er die Türen, damit startet er die Videosprechstunde. So dass er nicht ganz alleine ist. Die Mitarbeiterin, die in der Praxis ist, die steht natürlich bei Problemen zur Verfügung und die macht auch die persönliche Authentifizierung des Patienten. Das ist Ja. Stefan: bei den Self-Check-In-Terminals immer ein Problem.

Stefan Du weißt nicht, ob der, der die Karte reinschickt, auch der ist, dem die Karte gehört. Macht dann irgendwann Probleme, wenn es um Abrechnungsdetails geht. Und deswegen haben wir das. So gemacht. Die Praxis selbst ist in einer Industriehalle, ist also keine klassische Praxis und bietet natürlich für den Patienten auch noch so ein bisschen seine andere Atmosphäre.: Stefan: Das soll so sein. Aber ansonsten macht der Patient alles selbst. Und wenn Ich jemanden hätte, der automatisch Blut abnimmt, würde ich das auch automatisch machen lassen. Das gibt es aber noch nicht. Jan: Ich habe neulich gerade was gehört von einem als Medizinprodukt zugelassenen Reha-Roboter tatsächlich, also Robotik ist schon mittlerweile relativ Weit, ist wahrscheinlich auch nur eine Frage der Zeit, bis wir da mal Stefan: Ich glaube das auch. Ich meine auch gelesen zu haben, dass es am asiatischen Markt schon eine Lösung gibt. Ich glaube, in der Form wird es mit den Laborentnahmen laufen, dass wir vielleicht nicht mehr venöses Blut brauchen, sondern vielleicht aber gut aus der Fingerbäre. Da ist die Entwicklung, glaube ich, ganz gut nach vorne. Stefan: Und das kann man sich gut vorstellen. Ich meine, geh in einen der Drogeriemärkte bei dir um die Ecke, da findest du auch schon mittlerweile eine ganze Palette an Tests, die möglich sind, muss man ganz ehrlich sagen. Und das wird irgendwann auch wieder... Und lustigerweise Einzug in die Praxen halten. Wenn ich überlege, was mein Vater früher für ein Labor hatte und welche Laborwerte er selber in der Praxis gemacht hat, dann wurde das ja alles outgesourced.

Stefan Ich glaube durchaus, dass wir das irgendwann wieder in den Praxen machen werden. Also das glaube ich schon. Zumindest Werte,: die wir jetzt akut brauchen oder Werte, die wir halt, wo wir sagen, komm, da machen wir jetzt eine Entscheidung, treffen wir eine Entscheidung drüber. Ja, das ist so unser Konzept, wo wir Jan: ab wann geht es los, Stefan? Ab wann begrüßt ihr da Stefan: Ja, legt den Finger in die Wunde. Ich hätte gerne schon lange gestartet, aber ich sage es auch hier? jetzt. Meine Hauptpraxis ist in einem Ort, in einem kleinen Nebenort im Kreis Olpe und das neue digitale Zentrum ist im Hauptort in der Stadt Olpe und ich sage mal, da gibt es halt ein Problem mit dem Internet. Stefan: Man glaubt es kaum, aber es ist so. Ja, und wir haben da eine Internetleitung, die ist also schlimmer als die Leitung, die ich vor 30 Jahren hier hatte und wir brauchen natürlich für so eine digitale Praxis eine tragfähige Internetleitung, also Glasfaser oder mindestens mal VDSL. Ja, wie so oft und wie so überall hängt es da gerade, sonst hätten wir schon angefangen. Stefan: Ja, innen drin läuft alles, außenrum sind wir demnächst auch

Jan jemand zuhört, der Glasfaser in: Olpe beschleunigen kann, bitte bei Stefan melden, dass wir hier die Praxis zeitnah ans Netz kriegen. Stefan: Dafür danke ich dir für den aufruf ja und wer zuständig ist die telekom ja das ist klar Jan: Dann können wir das auch ein bisschen weiter einengen, das Feld derjenigen, die dafür in Frage kommen und vielleicht auch so ein bisschen, um dann auch einen Ausblick zu geben. Stefan, das ist ja jetzt ein Modellprojekt und ihr wollt Erfahrungen sammeln, um dann auch zu schauen, wie man das dann auch weiter ausholen kann. Jan: Ihr habt auch die KV ja als Partner mit dabei. Und es gibt ja auch viele andere Initiativen, die sich Gedanken machen, wie man kann man Versorgung im ländlichen Raum sicherstellen. Deswegen fand ich den Kommentar hier von Norbert super interessant. Also Moin zurück, Norbert. Er fragt, Sie sind als Tante Enso-Betreiber von Supermärkten in ländlichen Regionen mit 1000 bis 3000 Bewohnern pro Ort aktiv.

Jan Kann man nicht Videosprechstunden in so einer Art Gesundheitsbox dann: machen, die dann beispielsweise, Norbert, so verstehe ich dich, Vielleicht auch in eurem Tante-Enso-Laden dann drin stehen. Ich starte vielleicht mal mit der Beantwortung der Frage, Stefan, dann würde mich mal deine Meinung interessieren. Jan: Also ich persönlich finde das Konzept extrem charmant. Wir haben tatsächlich auch eine Partnerschaft mit einem Anbieter, die solche Gesundheitsboxen schon herstellen, wo auch Labor-Diagnostik verbaut werden kann und ich glaube, ein Zusammenspiel, so eine Art Community-Place, wo man hingeht, wo man verschiedene Services bekommt, kann das auch zum Zur Belebung des ländlichen Raums beitragen. Jan: Also eine funktionierende medizinische Versorgung ist, glaube ich, neben der Lebensmittelversorgung so die beiden essentiellen Themen, die wir auch als Gesellschaft gewährleisten müssen. Und vielleicht kann man auch so eine Art Community Nurse, Gemeindeschwester-Konzept dort auch durch die Gemeinde finanziert betreiben, damit man auch so eine Art MFA oder Physician Assistant vor Ort hat. Jan: Also insofern würde ich sagen, ich finde es klasse, lassen wir uns da nochmal separat reden, aber jetzt würde mich natürlich interessieren, was ein Arzt dazu sagt.

Stefan Also gar keine Frage. Also: klar, man könnte das Ding ja auch Gesundheitskiosk nennen, aber dann wird man direkt gesteinigt. Das Thema haben wir natürlich auch abgebildet. Das weißt du auch schon, wir nennen das ganze Diva. Und zwar, so eine Gesundheitsbox finde ich super. Wir wissen aber, Patientinnen und Patienten brauchen so ein bisschen Unterstützung. Stefan: Das war das früher die Gemeindeschwester und Aber was ich eben nicht möchte und was ich nie wollte, dass wir jetzt sagen, wir nehmen jetzt die MFAs, wo wir eh schon zu wenig von haben und stecken die alle in irgendwelche Gesundheitskioske in Anführungsstrichen oder Boxen rein. Also holen wir aus den Praxen raus, dann tun wir etwas, dann ärgern wir die Praxen noch mehr. Stefan: Da müssen sie schon digitalisieren und sind noch ihre Mitarbeiter los, weil die Mitarbeiter jetzt in Gesundheitsboxen unterwegs sind. Nee, deswegen haben wir letztes Jahr, sag ich mal, die Diva in Anführungsstrichen erfunden, den digitalen hausärztlichen Versorgungsassistenten, haben dafür den Deutschen Medizinpreis bekommen.

Stefan Und stell uns genau das vor, was du gerade, Jan, schon angesprochen hast. Es ist also eine curriculäre Weiterbildung für jemanden, der einfach sagt, Hier, ich möchte für meinen: 1000, 1500 Seelenort oder 400 Seelenort etwas tun. Ich weiß, wir haben medizinisch schlechte Versorgung. Ich mache diese Weiterbildung. Stefan: Das kann jeder tun, der 18 Jahre alt ist und nicht vorbestraft ist. Und der bekommt von uns dann eine Toolbox an die Hand, wo ganz viele Technisch ausgereifte Geräte drin sind, klingt jetzt sehr hochtrabend, das sind Blutzuckermessgeräte, das sind Blutdruckmessgeräte, das ist ein schönes Tool, mit dem man ganz viel Diagnostik machen kann, mit dem man Herz abhören kann, mit dem man Lunge abhören kann, wo man durch eine KI geführt wird, dass man es auch richtig macht. Stefan: Und diese Befunde, wer sammelt also diese DIVA, und DIVA kann diese Befunde dann dem nächstgelegenen Arzt oder der Arzt, der Lust hat darauf, zur Verfügung stellen. Und da kann sich dann der Patient, der bei Der in der Gesundheitsbox war, voruntersucht wurde durch die Diva, per Video mit dem Arzt in Verbindung setzen.

Stefan Das hat den großen Vorteil, dass die Ärztinnen und Ärzte halt eben auch Vorbefunde haben, dass sie das alles schon haben, dass es jemand erhoben hat.: Und dadurch haben wir eine viel bessere Wahrscheinlichkeit, wir haben noch ein bisschen da an Triagierungssoftware oder Einschätzungssoftware dazwischen geschaltet, dass wir dann sagen können, super und Ob dann der Patient in der Gesundheitsbox bei Norbert sitzt und dann von einem Arzt bei mir in Olpe behandelt wird oder bei dir, das ist doch vollkommen egal. Stefan: Wir müssen uns als Ärztinnen und Ärzte auch keine Sorgen machen, dass uns die Patienten weglaufen, muss man ganz ehrlich sagen. Als die Videosprechstunde kam, um Gottes willen, ich höre noch diese ganzen, Entschuldigung, ich hätte fast gerade Jammerer, die sagen, um Gottes willen, es gibt die Videosprechstunde und die ganzen Patienten lassen sich dann irgendwie von Dr.

Stefan X, Dr. Y behandeln und kommen nicht mehr zu mir. Nee, nee, also das ist definitiv nicht der Fall. Der Patient möchte vielleicht für spezielle Anliegen mal einen anonymisierten Arzt treffen. Das kann sich jeder vorstellen, was man gerne anonym bestellt. Diese gleichen anonymen Besteller habe ich bei mir auch, die nur, wie soll ich es mal sagen, ein bestimmtes Freudenprodukt bei mir bestellen und das auch verordnet bekommen.: Stefan: Aber die Patienten, die eine Betreuung wollen, die auch chronisch erkrankt sind, die machen beides. Die kommen live zu mir. Die machen hybride Versorgung und deswegen unser Konzept der Diva, vor Ort jemanden installieren, den die Kommune bewusst finanziert, der die Befunde den Ärzten vor Ort zur Verfügung stellt. Stefan: Und ich glaube, dann ist es mit Norbert und Jan eine klasse Sache, bin ich großer Befürworter, ich habe auch nichts gegen Gesundheitskioske gehabt, wenn ich ehrlich bin. Von daher, da müssen wir Ärztinnen und Ärzte einfach in eine andere Richtung denken. Wir müssen die So weit denken, dass wir sagen, es nimmt uns niemand die Butter vom Brot, sondern lasst doch bitte mal gerne die anderen, die Apotheken. Stefan: Heute war wieder eine Meldung irgendwo, eine Apotheke soll jetzt wieder mehr irgendwas machen dürfen. Ich habe auch keine Schwierigkeiten damit gehabt, dass eine Apotheke impft. Um Gottes Willen, Dinge, die wir sonst nicht anders in die Bevölkerung kriegen müssen, wir halt dann über mithelfende Hände generieren können.

Jan: Also es werden ja immer weniger helfende Hände, das ist einfach Fakt, während gleichzeitig diejenigen, die Hilfe brauchen, immer mehr werden. Und das ist jetzt eigentlich sehr einfache Mathematik. da braucht man sich nur mal die Statistiken vom Statistischen Bundesamt angucken zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Jan: Dann sieht man sehr, sehr schnell, was da in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf uns zukommt als Gesellschaft. Und was mich aber extrem positiv stimmt, ist, Stefan, Wir können es ja schaffen. Also es ist ja nicht so, dass wir jetzt vor einem Problem stehen, was unlösbar ist. Ganz im Gegenteil. Menschen wie du zeigen jeden Tag, dass eine immer digital gestützte hybride Versorgung keine Zukunftsmusik ist, sondern dass man sie tatsächlich auch im Rahmen der Regelversorgung, ich glaube, das ist auch nochmal relevant, auch wirklich effizient, auch wirtschaftlich als Praxis umsetzen kann.

Jan Und ich glaube, den nächsten Schritt, den wir gehen müssen, ist, Mehr Praxen in der Fläche da hinzukriegen und sie dann auch zu verzahnen.: Mit den Pflegeeinrichtungen, mit den Tante-Enso-Läden, mit den Pflegeeinrichtungen im Sinne eines wirklich ja auch Versorgungsökosystems, was dann immer regional ist, weil natürlich ist es in Olpe anders als bei mir in Rostock und da werden wir auch andere Player haben, die zusammenarbeiten, aber am Ende... Jan: Es wird aus meiner Sicht eine einheitliche Technologie sein, die dann aber die regionalen Gegebenheiten berücksichtigt. Und so gucke ich darauf auf die nächsten fünf bis zehn Jahre und freue mich darauf, dass wir im Grunde genommen alles in der Hand haben, um diesen Weg für uns auch als Gesellschaft gestalten zu können. Stefan: Es war doch nie besser und einfacher, im Gesundheitswesen zu arbeiten. Nur das vergessen wir so ein bisschen, wenn man sieht, welche Errungenschaften wir jetzt haben, was wir tun können, wie wir Patienten behandeln können, aus der Ferne, muss man sich mal vorstellen. Ja, das war doch nie denkbar. Ich verstehe, dass da noch Ressentiments bestehen, dass der eine oder andere sagt, ich will es nicht.

Stefan Aber mal ganz ehrlich, Hand aufs Herz, wenn wir jetzt anfangen, mehr Medizinstudienplätze zu: machen, dann haben wir in zwölf Jahren die Mediziner. Dann haben wir vielleicht, ich will es ja gar nicht fast sagen, vielleicht haben wir dann auch Weil wir ja in den zwölf Jahren jetzt ganz weite und große Schritte machen können mit der Digitalisierung. Stefan: Ich will nicht hoffen, dass wir dann zu viele haben. Das darf man ja fast kaum sagen, aber wir werden jetzt durch Digitalisierung besser behandeln können. Wir werden zwar anders behandeln, aber besser behandeln und wir haben viel mehr Möglichkeiten und die müssen wir einfach nutzen. Ich weiß, das wollen viele nicht hören und Veränderung ist schwierig, weiß ich auch, aber wer, wenn nicht wir Medizinerinnen und Mediziner müssen das jetzt in die Hand nehmen und tun? Stefan: Und das mit Unterstützung von Menschen wie dir, Jan, mit Menschen auch wie Norbert von Enso, die einfach sagen, ey, guck mal, wir sind offen dafür, wir würden euch sogar eine Ecke bei uns im Supermarkt machen, wo wir so eine Box reinbauen. Also lasst uns das machen, ich bin da sofort bei. Man muss alles ausprobieren.

Stefan Du und ich und wir alle haben auch schon gemerkt, es gibt Sachen, die funktionieren nicht, aber von vornherein alles kaputt reden und sagen,: will ich nicht, das ist, glaube ich, der komplett falsche Ansatz. Jan: Stefan, das ist ein hervorragendes Schlusswort und aus meiner Sicht eine super, wirklich spannende, informative und auch inspirierende Folge von All About Telemedizin. Ich danke dir sehr herzlich für die Einblicke, die du uns allen gegeben hast. Ich denke, du stehst auch im Nachgang noch für den bilateralen Austausch zur Verfügung, sowohl für deine Berufskolleginnen als auch für alle, die sich generell rund um das Thema Digitalisierung in der ärztlichen Versorgung interessieren. Jan: Interessieren und ja, insofern nochmal vielen, vielen Dank für deine Zeit und deine Einblicke heute. Stefan: Ich danke auch und freue mich, dass wir uns bald wiedersehen. Jan: Alles Gute, bis bald, tschüss. Stefan: Ciao.

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